Herren I erwartet Handball-Event im Lokal-Derby gegen Ottobeuren
Am kommenden Samstagabend, den 07.02.2015 um 20:00 Uhr startet die „Mutter aller Derbys“. Es trifft der TV Memmingen in der Schulturnhalle in Ottobeuren auf den Unterallgäuer Nachbarn des heimischen TSV. Die Vorzeichen der zweiten Auflage dieses Derbys in dieser Saison könnten nicht unterschiedlicher sein.
Wer hätte das vor einem Jahr gedacht? Das der TV Memmingen in einem Ligaspiel gegen den TSV Ottobeuren antreten wird? Das dann der TV Memmingen sogar wenige Minuten vor Spielende deutlich in Führung liegt und die Chance auf einen Sieg hat? Oder, dass sich die Gelb-Schwarzen nach einem Punktspielsieg so sehr freuen, als hätten sie deutlich mehr als nur zwei Punkte gewonnen?
Genau diese Momente waren vor einem Jahr noch undenkbar, denn keiner hätte da auch nur einen Cent darauf gesetzt, dass der TV Memmingen sich mit dem „großen“ Nachbar auf Augenhöhe begegnet. Denn die Verantwortlichen aus der Nachbarschaft hatten es geschafft, dass über ein Jahrzehnt hinweg das Allgäuer Aushängeschild in der Handballszene TSV Ottobeuren heißt und konnten unter der Leitung von Höbel eine Situation mit einer tollen Handballgeneration ausnützen und genießen. Namen wie Tschugg, Lang und Schneider sind den meisten der Allgäuer Handballfamilie dabei ein Begriff. Sogar der jetzige Handballmacher des TV Memmingen Thorsten „Ole“ Bratz sowie Urgestein Max Schmidt schnürten sich in dieser Zeit die Schuhe für den ranghöchsten Allgäuer Verein. Spielerischen Glanz verlieh dem TSV Ottobeuren auch die damalige Ungarnconnection mit Trainer und Europapokalsieger Andras Pescenye, der heutige Trainer und Ausnahmekönner Mihaly More sowie der Ballzauberer Gabor Czako, der heute den TV Söflingen und den ehemaligen Memminger/Ottobeurer Patrick Kofler trainiert. Alle diese Typen und Personen waren verantwortlich für die Ausnahmestellung des TSV Ottobeuren im Handball Allgäu.
Doch die Zeiten haben sich verändert und so kam es in dieser Spielzeit zum ersten Aufeinandertreffen der Unterallgäuer Nachbarn vom TV Memmingen und dem TSV Ottobeuren seit fast 20 Jahren. Zu diesem Hinrunden Event hätte daher auch keiner für möglich gehalten, dass die Kinkel-Schützlinge überhaupt eine Chance haben, so ein Derby offen zu gestalten. Aber es trat sogar ganz das Gegenteil ein. Bei diesem Spiel hatten die Mannen um Spielmacher Aleksandar Radukic lange Zeit das Heft in der Hand und am Ende fehlte nur die nötige Kaltschnäuzigkeit der jungen Wilden, den herausgespielten Vorsprung ins Ziel zu bringen. Der TVM verlor dieses Spiel zudem aufgrund der Parade vom reaktivierten Ausnahmetorwart Varga in letzter Spielsekunde schlussendlich äußerst unglücklich mit einem Tor (29:30). Doch die Enttäuschung hielt nicht lange beim Team und den Verantwortlichen des TV Memmingen an. Als man sich die gerade beschriebene Situation noch einmal bewusst machte und dabei erkannte, wo man herkam und gegen wen man gespielt hatte, war das ein großer Erfolg für die bis dato eine Klasse niedriger spielenden Maustädter. Hinzu kam, dass der TVM eine Rekordkulisse in der BBZ-Halle vermelden konnte und andererseits war das Werbung für den Handballsport, bei dem beide Teams den Fans ein tolles und spannendes Handballspiel boten.
Doch die besagten Kleinigkeiten ließen die beiden Teams danach unterschiedliche Wege gehen. Den Ottobeurern gelang es weiterhin, teils durch knappe Siege, wichtige Punkte zum Verbleib an der Tabellenspitze einzufahren. Beste Beispiele sind die Allgäu-Derbys, bei welchen es für den TSVO in letzter Sekunde gegen Immenstadt zum Sieg und in der vergangenen Woche zum Ausgleichstreffer gegen die HSG Dietmannsried/Altusried gereicht hat. Die Memminger hingegen zeigten andererseits gegen den ungeschlagenen Tabellenführer TSV Allach ebenfalls wieder eine starke Leistung, mussten sich am Ende aber erneut knapp geschlagen geben. Die damit verbundenen Niederlagen ließen die Mannschaft, durch einen Leistungsbruch gepaart mit großem Verletzungspech, ins untere Tabellendrittel direkt in den Kampf um den Klassenerhalt abrutschen. Eine logische Konsequenz der noch blutjungen Truppe war, die dabei die meiste Zeit auf ihre erfahrenen Akteure verzichten musste, dass Lehrgeld bezahlt wurde. Dass der Memminger Handballtross mit solch schwierigen Situationen umgehen kann, hat sich hinlänglich gezeigt. Die Mannen um Kapitän Felix Müller haben sich dabei in der vergangenen Woche eindrucksvoll zurückgemeldet, endlich wieder an die klasse Leistungen der Vorrunde angeknüpft und mit einem Kantersieg den auch im Absteigkampf befindenden TSV Weilheim nach Hause geschickt.
Nun muss die Mannschaft bereit sein für den handballerischen Leckerbissen und das Nachbarschaftsderby gegen den TSV Ottobeuren. Klar ist, der große Favorit in diesem Spiel sind ohne Zweifel die Schwarzen-Gelben. Das zeigt neben dem Tabellenstand auch die Heimstärke der More-Truppe. Bis dato mussten sie nur eine Niederlage gegen den Ligaprimus TSV Allach hinnehmen. Doch im Lager der Rot-Weißen freut man sich auf dieses Highlight-Spiel in fremder Halle. Alle Verantwortlichen erwarten eine proppenvolle Ottobeurer Schulturnhalle und eine tolle und lautstarke Atmosphäre, für die beide Fanlager mit Sicherheit sorgen werden. „Wir freuen uns auf diese „Mutter aller Derbys“ und sind heiß darauf, dem TSV Ottobeuren wieder so lange wie möglich Parole bieten zu können und ihnen dabei wieder den kalten Angstschweiß auf die Stirn zu treiben. Eine Niederlage im Hinspiel wäre für den TSV Ottobeuren eine Katastrophe gewesen. Exakt dieselbe Situation bietet sich diesen jetzt aber erneut. Denn zum einen spielen sie zu Hause gegen den Erzrivalen, zweitens dürfen sie sich im Kampf um den Aufstieg keinen Ausrutscher mehr erlauben und drittens sind wir uns doch auch einig, geht es hier für den ewigen Allgäuer Handballprimus ums Prestige. Wir haben am Samstag nichts zu verlieren und können mit unserer jungen Truppe befreit aufspielen und jeder einzelne Spieler kann die Atmosphäre in der Halle aufsaugen und genießen. Solche Spiele hat man nicht oft in einer Handballkarriere“, so der Trainer des TV Memmingen „Tö“ Kinkel vor dieser Partie.
Wenigstens einen positiven Punkt gibt es bei den Maustädtern zu vermelden. Die Verletztenliste scheint sich langsam zu lichten und ein paar unter der Woche ausfallende durch Grippe erkrankte Spieler tun der Vorfreude auf dieses Derby keinen Abbruch. Denn eins ist klar, ob krank oder verletzt, so ein Spiel will sich keiner entgehen lassen. Die Kinkel-Schützlinge werden deshalb mit der kompletten Kaderstärke und gut vorbereitet auf diesen Handballkracher am Samstag auf das Spielfeld gehen. Der TV Memmingen und noch mehr die Zuschauer werden die Aufbruchstimmung vom vergangenen Samstag hoffentlich mitnehmen und wie der 8-Mann lautstark hinter der Mannschaft stehen. Ebenso wird das Team sein wiederkehrendes Selbstvertrauen, gepaart mit bedingungslosem Willen, Kampfgeist und Herzblut einsetzen und somit alles was die Rot-Weißen zu bieten haben in die Waagschale werfen, um diesem heiß ersehnten „Handball-Event“ gerecht zu werden.
Für den TVM werden spielen:
Thoran Mayer, Max Lehmann (beide Tor), Aleksandar Radukic, Fabian Kirchner, Yannik Haas, Sebastian Lasitza, Florian Kohler, Johannes Gersberg, Timo Walter, Fabian Wiblishauser, Philipp Burtscher, Felix Müller, Max Zierke, Zsolt Novak, Sebastian Wilken, Max Schmidt
