Herren I: Unglückliche Niederlage gegen den favorisierten TSV Ottobeuren

Nach 19 Jahren gab es wieder das Nachbarschaftsduell zwischen dem TV Memmingen und dem TSV Ottobeuren in einem Pflichtspiel, dass der Bayernligaabsteiger aus Ottobeuren vor beeindruckender Kulisse und einer fantastischen Stimmung in der bis auf den letzten Platz gefüllten BBZ-Halle an diesem Tag glücklich mit 29:30 (12:13) für sich entschied.

Nach dem Spiel waren sich die Verantwortlichen und Trainer der Unterallgäuer Kontrahenten einig, dass ein Unentschieden an diesem Tag das gerechte Ergebnis gewesen wäre. Beide Mannschaften boten ein hochklassiges und rasantes Handballspiel, was wieder eine absolute Werbung für den Handballsport war – mit dem glücklicheren Ende für die Gäste aus Ottobeuren.

„Wenn mir vor einem halben Jahr jemand erzählt hätte, das wir gegen den Allgäuer Handballprimus nur mit einem Tor verlieren, hätte ich das sofort als Erfolg vermeldet und unterschrieben. Aber dem Spielverlauf zur Folge hätte sich mein Team auch einen Punkt verdient gehabt. So aber haben wir mit einem Tor verloren und werden, auch wenn es sich blöd anhört, noch stärker aus dieser Situation herauskommen da, wie schon im Vorfeld angedeutet, wir bei diesem Spiel wieder viel für unsere weitere Entwicklung gelernt haben“, so der Trainer des TV Memmingen Tö Kinkel etwas traurig aber dennoch gefasst direkt nach dem Spiel.

Jetzt aber zu den Geschehnissen, denn beide Teams schenkten sich von Beginn an überhaupt nichts und so konnte sich auch keine der beiden Mannschaften vor ausverkauftem Memminger Haus absetzen. Kleine Ruppigkeiten schon in den Anfangsminuten des Derbys wurden von den beiden Unparteiischen rigoros geahndet. Daher war es nicht verwunderlich, dass beide Teams des Öfteren in Unterzahl auf dem Parkett standen. Doch prägend waren über die ganze erste Halbzeit auf beiden Seiten die Torhüterleistungen. Denn immer wieder konnten die Torhüter Max Lehmann beim TV Memmingen und der Ex-Memminger Dominik Peller auf Seiten des TSV Ottobeuren sich mit tollen Paraden auszeichnen. Wobei die Memminger auch immer wieder versuchten, in das gleiche Eck zu werfen, Peller dort bereits richtig positioniert war und es versäumten, einmal frühzeitig die Wurfseite zu wechseln. Deshalb passierte in der ersten Halbzeit nicht mehr viel und beide Rivalen egalisierten sich über die Spielstände 6:4, 8:8, 9:10 und 11:11 immer wieder und beim Stand von 12:13 wurden dann auch die Seiten gewechselt.

Gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit legten die Gäste aus Ottobeuren mächtig los und bauten in kürzester Zeit ihren Vorsprung auf 12:15 aus. Doch die jungen Memminger um Spielmacher Fabian Wiblishauser konterten prompt mit viel Herz und Leidenschaft und drehten den Spieß wieder um, um ihrerseits mit schön herausgespielten Treffern beim Spielstand von 24:20 auf vier Tore davonziehen. Doch dann kam eine Vielzahl von Schlüsselszenen, die bekanntlich ein Spiel auf Augenhöhe entscheiden können. Doch zuerst schien es, als ob die Memminger die Coolness für diese entscheidenden Minuten aufbrachten. Denn unter dem Druck eines Zeitspiels einer zu Unrecht erhaltenen 2-Minuten-Strafe erzielte Memmingen ein sehenswert herausgespieltes Kempa-Tor, welches zum großen Erstaunen der meisten 850 Zuschauern von den beiden Unparteiischen abgepfiffen wurde. Doch auch dies war eigentlich noch kein Beinbruch, da die Maustädter sich den Ball mit ihrer bis dahin starken Abwehrleistung wiedererkämpften und die erneute Chance auf ein Tor hatten. Doch jetzt, wie in den Angriffen darauf, scheiterte die Memminger Mannschaft durch halbherzige Abschlüsse ein ums andere Mal an dem für Peller ins Tor gekommene reaktivierte Bayernligatorwart Varga. Dies alles trug dazu bei, dass die Jungs von Trainer Kinkel im Angriff deutlich nervöser wurden, Kopflos agierten und die wenige Momente davor aufgezeigte Coolness plötzlich verloren hatten. Die erfahrenen Ottobeurer wussten dies zu nutzen und spielten ihre teils große Erfahrenheit aus. Dazu kam, dass durch immer wiederkehrende zweifelhafte Aktionen des Ottobeurer Neuzugangs Szouszki das Memminger Tempospiel entscheidend unterbrochen wurde. Schlussendlich waren die Gäste so mit einem Tor in Führung gegangen und vergaben in ihrem letzten Angriff sogar die Möglichkeit auf eine vorentscheidende zwei Tore Führung. Denn sie scheiterten dabei wieder einmal am immer noch überragend haltenden Max Lehmann im Gehäuse des TVM. Daher kamen die Maustädter 30 Sekunden vor Spielende noch einmal in Ballbesitz und hatten die Chance auf den Ausgleich. Trainer Tö Kinkel nahm eine Auszeit um den letzten Spielzug zu besprechen, nahm dabei gleichzeitig Torhüter Max Lehmann heraus und brachte mit Johannes Gersberg in Unterzahl den sechsten Feldspieler. 24 Sekunden standen noch auf der Uhr doch auch der letzte Wurf von Zsolt Novak prallte vom Matchwinner Zoltan Varga im Tor der Ottobeurer ab und ging ins Toraus.

So stand am Ende in einem tollen Handballspektakel der TSV Ottobeuren als glücklicher Derbysieger fest und für die junge Memminger Truppe gilt es jetzt wieder aufzustehen, seine Lehren aus dem Spiel zu ziehen und die wichtigen Erkenntnisse für die Zukunft mitzunehmen und die wiederholt gemachten Fehler abzustellen. „Ich bin auch nach dieser unglücklichen und sicher noch lange an mir zehrenden, Niederlage sehr stolz auf meine Jungs, denn sie haben alles gegeben, aber leider wieder in den entscheidenden Phasen den Kopf verloren und sich wieder nicht für eine aufopferungsvoll kämpfende und eine tolle geschlossene Mannschaftsleistung belohnt. Vielleicht hat uns am Ende auch etwas der Glaube an den Sieg gefehlt? Aber da werde ich auch eindringlich mit mir selber ins Gericht gehen, denn ich bin der Meinung, auch in den entscheidenden Phasen nicht alles richtig gemacht zu haben. Aber ich bin eben auch noch ein genauso junger Trainer, wie mein Team junge Spieler sind. Wir werden jetzt aber gemeinsam in die Fehleranalyse gehen, denn die liegen klar auf der Hand, um hier zusammen Lösungen finden, dann den Mund abwischen und uns akribisch vorbereiten auf den nächsten Leckerbissen und versuchen dem ungeschlagenen Tabellenführer TSV Allach in eigener Halle nächsten Samstag ein Bein zu stellen“, so der Trainer dann einige Stunden nach der unglücklichen Niederlage selbstkritisch, aber mit dem Blick weiter nach vorne gerichtet.

Gleich nächsten Samstag, den 08.11.14 wieder zur „Prime-Time“ und gewohnten Anwurfzeit um 19:30 Uhr steht der nächste Highlight an. Dann wird der ungeschlagene Tabellenführer TSV Allach zu Gast in der BBZ-Halle sein und das mit Herz und Leidenschaft spielende Memminger Team freut sich schon jetzt wieder auf ihre treuen Fans und wird und hat sich ehrlich gesagt auch wieder jeden Zuschauer der in die BBZ-Halle kommt und mitfiebert über die Jahre hinweg redlich verdient.

Für den TV Memmingen spielten:

Max Lehmann, Thoran Mayer (beide Tor), Timo Walter (3), Felix Müller (4/davon 2 Siebenmeter), Fabian Kirchner (1), Johannes Gersberg (2), Sebastian Lasitza (3), Fabi Wiblishauser (2), Florian Kohler, Yannik Haas, Zsolt Novak (9), Philipp Burtscher (3), Aleksandar Radukic (1), Maximilian Zierke